Erfolgreiche Workshop-Premiere
Müßighof-Akademie beschreitet neue Wege im Zeichen der Inklusion
Zwei ereignisreiche, kreative Tage verbrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops Wege, Wohnen, Wohlfühlen auf dem Müßighof. Initiiert von Peter Webert, Kunstherapeut bei Regens Wagner Absberg, und Thomas Thill von der Lebenshilfe Gunzenhausen konnten sich Menschen mit und ohne Behinderung in lockerer Atmosphäre austauschen und schöpferisch betätigen. Bereits beim gemeinsamen Frühstück lagen neben Geschirr, Besteck und leckeren Sachen auch Stifte bereit.
Jeder hat drauflos gemalt, erzählt Teilnehmer Gerhard Treder und zwar auf die eigens dafür vorbereitete Tischdecke aus Packpapier. Nach dem Abräumen des Frühstücks widmete sich eine Gruppe der großen Malfläche. Wir haben das Bild stückweise weitergemalt, den Weg zum Einkauf zur Arbeit, Vergnügen und Freizeit, Essen, Trinken, so Treder. Wie er hatten alle ihren Spaß, so dass Workshop-Referent und Künstler Peter Kurenbach ein durchweg positives Fazit zog: Ich bin sehr zufrieden darüber, dass etwas Großes, Gemeinsames entstanden ist. Die Teilnehmer haben sich häufig umgesetzt und an verschiedenen Stellen weitergearbeitet, so dass die zunächst getrennten einzelnen Abschnitte schnell zueinander gefunden haben. Gearbeitet wurde nicht nur am Image eines Lebensraumes, sondern auch am eigenen. Dafür wurden Foto-Porträts aller Beteiligten kopiert und anschließend künstlerisch verfremdet, um sie anschließend in die Landschaft zu stellen und mit Leben zu erfüllen.
Den Schwerpunkt auf das Schreiben und Erzählen von Geschichten zum Thema Wohnen legte Workshopleiter und Autor Michael Seehoff aus Korntal bei Stuttgart: Wir haben uns in der Gruppe zunächst mit Räumen beschäftigt und uns die Frage gestellt: Wie wohnen wir eigentlich? Dafür haben wir Grundrisse gezeichnet und uns anschließend mit unseren Lieblingseinrichtungsgegenständen beschäftigt. Den zweiten Tag haben wir dazu genutzt, Geschichten zu schreiben und Dialoge zu den einzelnen Gegenständen zu entwickeln. Dafür verliehen die WorkshopteilnehmerInnen den Möbeln menschliche Namen. So wurde der Fernseher zu Franz, das Bett zu Bianca und der Schreibtisch erhielt den Namen Simon. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass die Gegenstände beginnen konnten, ihr Eigenleben zu führen und in einen Dialog mit dem Bewohner zu treten. Die Dialoge wurden mit Comicsprechblasen ausgestaltet. Ein Beispiel: Der Schrank Sibille meldet sich mit der Bitte ich möchte eingeräumt werden, worauf sein Besitzer erwidert ich räume die Wäsche ein, wenn ich Lust habe. Der Schrank möchte wissen ja, wann ist denn das?, worauf sein Besitzer antwortet mache ich Samstagnachmittag um 15 Uhr usw. Der Dialog und das damit verbundene Rollenspiel zwingen spielerisch zur Einnahme unterschiedlicher Perspektiven und sorgen zudem für Gesprächsstoff in der Gruppe.
Mit dieser Akademie wollen wir eine Kultur fördern, in der Individualität, Vielfalt und Unterschiedlichkeit kein Widerspruch zum Gemeinsamen sind, sondern unser aller Leben bereichern. Durch kreatives Handeln soll der Gedanke der Inklusion in unserer Region bekannt werden, erklärt Thomas Thill das Konzept, das keine Eintagsfliege sein soll. Ein Nachfolgetermin steht bereits fest: Die Sommerakademie wird ihre Fortsetzung finden am 7. Und 8. Juli 2018. Auch ein Workshop-Motto gibt es schon, es lautet Essen, Schlafen, Ruhe haben und bietet damit wieder viel Raum für Dialog und schöpferisches Miteinander. Die Teilnahmekosten für den zweitägigen Workshop betragen 35 Euro (inklusive Mittagessen, Kaffee, Materialien). Auf die Frage, was potenzielle Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer mitbringen sollen, sagt Kunsttherapeut und Mitinitiator Peter Webert: eine Portion Neugierde, heitere Experimentierfreude, Lust am Gestalten, Schreiben und Experimentieren.
Anmeldungen und weitere Informationen: Regens Wagner Offene Hilfen, Telefon 09831 / 8848970, E-Mail juliane.weigand@regens-wagner.de.