Medizinstudierende sammelten Erfahrung

Medizinstudierende sammelten Erfahrung

Medizinstudierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen besuchten im Rahmen des BeLA-Programmes (Beste Landpartie Allgemeinmedizin) das regionale Regens Wagner-Zentrum in Absberg. Das BeLA-Programm wird vom Bayerischen Gesundheitsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert und soll Studierende an die ärztliche Tätigkeit auf dem Land heranführen. Initiiert wurde die Exkursion von Frau Dr. Ute Schaaf (Absberg), die sich als mit Regens Wagner kooperierende Hausärztin aus der BeLA-Region Weißenburg/Gunzenhausen sehr dafür einsetzt, dass dieses so wichtige Thema ins Medizinstudium aufgenommen wird.

Nach einem gemeinsamen Begrüßungskaffee eröffnete der stellvertretende Gesamtleiter Joachim Gamperling gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Winfried Schillinger, Lukas Karmann (beide Fachdienst Wohnen für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom) sowie Anton Schneider (Leitung Absberger Werkstatt für Menschen mit Behinderung) im Therapiezentrum die Exkursion. Bildlich untermalt, führte Hr. Gamperling die Studierenden von der Gründung im Jahre 1847 durch Regens Johann Evangelist Wagner und Schwester Theresia Haselmayr bis zum heutigen Tag durch die Historie der Regens Wagner Stiftungen und rundete diese mit einem Ausblick auf zukünftige Projekte ab.

Im Anschluss führte Herr Schneider die Teilnehmer durch die verschiedenen Arbeitsgruppen der Absberger Werkstätten. Dabei präsentierte der Beschäftigte Hr. Johannes Fuhrmann selbstbewusst seinen Arbeitsplatz sowie diverse Arbeitsfelder aus seiner persönlichen Sicht. Bei der sich anschließenden Gesprächsrunde stand er den interessierten Studierenden souverän Rede und Antwort. Insbesondere das Spannungsfeld eigene Wünsche/Ansichten zu medizinischen Themen, wie z.B. Impfungen und gesetzliche Betreuung führte zu einem regen Austausch zwischen den Studierenden, Dr. Schaaf und Herrn Fuhrmann.

Darauf erfolgte sogleich die nächste praxisnahe Visite in der Förderstätte im Klarabau. Dort erhielten die Studierenden Einblicke in verschieden Assistenzformen für Menschen mit schwerwiegender Mehrfachbehinderung sowie individuell angepassten Hilfsmitteln, die den Betroffenen bei der Bewältigung des Alltages unterstützen. Nach diesen für die Medizinstudierenden bereits aufschlussreichen ersten Impressionen eines potenziell zukünftigen Arbeitsalltags, war das Mittagessen im Bistro des Müßighofs mehr als verdient. In geselliger Runde, mit spannenden Ausblicken auf vorbeispazierende Pfauen, wurden erste Eindrücke reflektiert und die Chance genutzt, mit den beiden Fachdiensten in den thematischen Austausch zu treten.

Angetan vom ansprechenden Ambiente des Müßighofes, wurde dieses von den Besuchern für einen kurzen Spaziergang übers Gelände genutzt, bevor von Frau Dr. Schaaf die Arbeitsgruppen gebildet und entsprechende Aufträge ausgeteilt wurden. Gut gestärkt ging es nun in Kleingruppen in drei verschiedene Wohnbereiche, um dort den Umgang mit Patienten mit Behinderung während einer Visite praktisch zu erleben. Begleitet und professionell unterstützt wurden die Gruppen jeweils von Frau Dr. Schaaf (Wohnpflege), Frau Dr. Lausberg (Außenwohngruppe) sowie Herrn Dr. Schillinger und Herrn Karmann (Außenwohngruppe PWS).

Während dieser Visite konnten die zukünftigen Mediziner/innen konkrete praktische Erfahrungen im Umgang und Austausch mit Menschen mit Behinderung sammeln. Aufgabestellung dabei war es, durch gezielte Fragen, im gemeinsamen Dialog mit den Klienten, deren Syndrom spezifischen, medizinischen Relevanzen zu erarbeiten. So schilderte die Klientin Frau Siegler u. a. das für PWS typische Risiko der Gastroparese aus ihrer eigenen Wahrnehmung. Für die Studierenden bot sich somit die spannende Gelegenheit, ihnen bekannte medizinische Theorien in der Praxis aus der Sicht einer Betroffenen zu erleben. „Besonders toll fand ich, dass mal aus Sicht der Betroffenen selbst zu hören und, dass Frau Siegler uns gleich ihren Bauch abtasten ließ, obwohl sie uns ja noch gar nicht kannte“, meldete eine Studentin bereits direkt nach der Visite zurück.

Anschließend wurden Ergebnisse und Erlebnisse der Studierenden untereinander ausgetauscht und reflektiert. Hierbei wurde mehrfach betont, als wie wertvoll diese Praxiserfahrung als mögliche berufliche Perspektive erlebt wurde. Untermauert wurden die gesammelten Erfahrungen anschließend noch durch einen fachlichen Vortrag von Hr. Dr. Winfried Schillinger über das Prader-Willi-Syndrom und dessen physischen und psychischen Symptomen. In diesem Vortrag wurde der Fokus der Zielgruppe entsprechend, gezielt auf die medizinischen Merkmale und gesundheitliche Besonderheiten/ Risiken des seltenen Syndroms gelegt. Abgerundet wurde der Nachmittag von Hr. Karmann, der als ProDeMa Trainer und PWS-Fachdienst den zukünftigen Medizinern Strategien und Handlungsalternativen zum Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen der Klienten aufzeigte.

Durch den Tag in Absberg war es den Studierenden möglich, den für sie bisher unbekannten und wichtigen Bereich der Medizin für Menschen mit komplexer Behinderung aus nächster Nähe kennenzulernen. Sie sind jetzt sicher für ihren weiteren Werdegang für dieses Thema sensibilisiert.
Sichtlich beeindruckt von dem Erlebtem, bedankten sich die Teilnehmer für die interessante und hochwertigen Praxiserfahrung und ließen den Tag gemeinsam mit Fr. Dr. Schaaf im benachbarten Jägerhof gemütlich ausklingen.