Bürgermeister kam zum Porträt-Projekt
"Wenn einer malt und der andere Modell sitzt, ergibt sich Raum für Gespräche. Dabei entsteht nicht nur auf der Leinwand ein Bild, sondern auch in den Köpfen der Beteiligten." Dieser Satz aus dem diesjährigen Kunstsommer-Programm von Regens Wagner Absberg beschreibt das Porträt-/Dialog-Projekt. In der vergangenen Woche wagte Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz das Experiment, mit Menschen spontan ins Gespräch zu kommen. Der in dieser Beziehung freilich nicht ganz unerfahrene Politiker begab sich im Kunstbesetzten Haus aufs Podium, um sich malen zu lassen und sich gleichzeitig mit Regens-Wagner-Bewohnern und Mitarbeitern zu unterhalten.
Während Gerhard Treder aus der Künstlergruppe den Bürgermeister für das Porträt skizzierte, konnten die „Talk-Gäste“, Hildegard Ballhause, Ralph Schuhmann, Michael Ploog und Projektleiter Peter Webert den Bürgermeister mit Fragen „löchern“ – und umgekehrt. Ralph Schumann wollte sogleich wissen, wie lange der Bürgermeister bereits im Amt ist. „Ich bin seit 16 Monaten im Amt. Vorher war ich schon 6 Jahre 2. Bürgermeister, da konnte ich schon üben“, erklärte Fitz. Im Gegenzug wurde Ralph gefragt, seit wann er bei Regens Wagner lebt. Ralph erzählte, dass er seit 2000 seinen Lebensmittelpunkt bei Regens Wagner und aktuell in Gunzenhausen hat. Zuvor lebte er in München. Der Bürgermeister machte darauf selbstbewusst Werbung für seine Stadt: „Gunzenhausen ist eine gute Alternative zu München.“ Natürlich erntete er dafür Schmunzeln. Auf die Frage, was München im Vergleich zu Gunzenhausen mehr zu bieten habe, bzw. was er am meisten vermisst, sagte Ralph spontan: „Das Oktoberfest“.
Im Gegensatz zu Ralph, der allein zum Einkaufen in die Stadt geht und auch Bahnfahrten nach Ansbach, Nürnberg oder sogar in die alte Heimat München unternimmt, geht Hildegard Ballhause nicht alleine fort. „Allein ist es zu gefährlich, wegen der Autos“, erklärte die Seniorin. „Mit der Angestellten gehen wir spazieren.“ Im Laufe der Unterhaltung gab der Bürgermeister einige Dinge über sich preis, über seine Kindheit in Gunzenhausen, das elterliche Schuhgeschäft, sein Jurastudium, das Referendariat am Oberlandesgericht Nürnberg, die Zeit des Aufbaus im Osten und die Entscheidung, von Zwickau wieder zurück nach Gunzenhausen zu gehen, „der Kinder und der Familie wegen“, so der Bürgermeister. Am Ende der „Sitzung“ waren nicht nur aus Strichen Skizzen für das auszuarbeitende Porträt entstanden, sondern auch Eindrücke bezüglich der anwesenden Personen. Jeder Gesprächspartner hatte ein wenig von sich, seinem Leben und seiner Geschichte preisgegeben, so dass sich zuvor fremde Menschen im Dialog ein kleines Stück weit kennengelernt haben. Das Projekt wird fortgesetzt.