Spinne lauert auf Austellungsbesucher
Mit Perkussionsinstrumenten, Masken und Tanz eröffnete die Vernissage zur diesjährigen Kunstsommer-Ausstellung von Regens Wagner Absberg in Gunzenhausen. Unter dem Motto Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen? sind im Kunstbesetzten Haus in der Gartenstraße 18 bis zum 24. September Malereien und Installationen der in Wien lebenden bildenden Künstlerin Isabel Warner zu erleben.Über dem Eingang weckt eine von der Künstlerin angefertigte rund 4 m große Spinne Neugier und bei Spinnenphobikern eventuell auch leichtes Unbehagen.
Wie mit der Spinne, die bei einigen Naturvölkern als Symbol für die menschliche Seele oder auch für die Mutter steht, verarbeitet Isabel Warner in ihrer Kunst persönliche Erfahrungen, die oft die Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit von Mensch und Materie thematisieren. Körperlich erfahrbar wird diese im Glasraum. Dort können Besucher über dicke Schichten von Fensterglasscherben schreiten. Grünlich schimmernd bietet sich in dem reinweißen Raum nicht nur optisch, sondern auch akustisch und haptisch eine außergewöhnliche Erfahrung. Passieren kann dabei nichts. Aus Sicherheitsgründen sind die Glasschichten mit einer transparenten Sicherheitsfolie bedeckt.
Bei den Premierenbesuchern gut an kam auch der mit Gänsefedern ausstaffierte Federraum, der für ein schneeähnliches Seherlebnis mit fluffigem Kuschelfaktor mitten im Frühling sorgte. Weniger leicht präsentieren sich zwei Räume, die sich mit Krankheit und Tod beschäftigen. Die gemalte Metamorphose eines Krebsgeschwürs, das aufblüht um am Ende das Leben auszulöschen, wurde viel diskutiert. Zum Nachdenken zwingt auch die Dokumentation der ungewöhnlichen Freundschaft der Künstlerin zu der mittlerweile verstorbenen Wachkomapatientin Frau Z. Kurze Videos und Auszüge aus persönlichen Aufzeichnungen zeigen die Frau und ihren Alltag nach ihrem Herzinfarkt und ihrem vorigen Leben als junge Mutter und Medizinisch-technische Assistentin. Hier können Besucher auch eine Reihe von Kitzelpolstern begutachten, die von Isabel Warner für schwerstkranke bzw. schwerbehinderte Menschen mitentwickelt wurden.
Im größten Raum der Ausstellung sind über 400 in 14 Jahren entstandene, auf Aquarellblöcken aufgebrachte Werke zu bestaunen, die zuvor an den Wänden im Wiener Arbeitsraum der Künstlerin hingen (das Video dazu finden Sie unten). Laut ihrer Aussage geht es bei den Bildern darum, der Unschärfe der Realität mit Fantasie beizukommen.
Dr. Hubert Soyer, Gesamtleiter von Regens Wagner Absberg, empfahl in seiner Begrüßung: Man muss die Räume einfach auf sich wirken lassen. Die Ausstellung hat geöffnet donnerstags und freitags jeweils von 14 bis 16 Uhr sowie samstags von 14 bis 17 Uhr. Weitere Termine nach Absprache. Kontakt: Maria Mydla, Tel. 09831 / 6194-0