Ukrainische Agrarexperten besuchten den Müßighof
Das sozial-ökologische Landwirtschaftskonzept des Müßighofs stößt auch international immer wieder auf Interesse. Vor einigen Tagen besuchte eine ukrainische Delegation, bestehend aus Hochschulvertretern und Führungskräften von Kernel, der größten Agrarholding des Landes, das Müßighofgelände. Initiator der Führung war einmal mehr die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Abt. Triesdorf), diese unterhält seit vielen Jahren enge Kontakte zu Agraruniversitäten in der Ukraine. So studieren zahlreiche junge Ukrainerinnen und Ukrainer in Triesdorf den Internationalen Masterstudiengang Agrarmanagement. Kernschwerpunkt des Besuchs in Mittelfranken war die Planung einer noch engeren Zusammenarbeit. Unter der Leitung von Prof. Ottmar Seibert, Studiendekan für die Studiengänge Landwirtschaft und Agrartechnik sowie Studiengangskoordinator für den Masterstudiengang Regionalmanagement wurden verschiedene Themen mit der Expertengruppe erörtert. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um Angebote von Weiterbildungsveranstaltungen für ukrainische Fachkräfte im Agrarbereich, um die Einführung eines Studienangebots im Bereich Regionalentwicklung / Ländliche Entwicklung an der Staatlichen Nationalen Agraruniversität sowie um die Planung konkreter ländlicher Entwicklungsprojekte in der Ukraine.
Die ländlichen Räume in der Ukraine leiden verstärkt unter Symptomen, die auch hierzulande spürbar sind: Jüngere und besser ausgebildete Kräfte wandern in die Städte oder ins Ausland. Misswirtschaft und der Konflikt mit dem Nachbarn Russland lassen, anders als bei uns, keinerlei Spielraum für eine staatliche Unterstützung der ländlichen Räume. Folgen sind einerseits Armut und soziale Ausgrenzung der verbleibenden älteren Bevölkerung; andererseits ein wachsender Mangel an Fachkräften, der inzwischen auch die großen Agrarholdings in Bedrängnis bringt. Laut Prof. Seibert verfolgte der Abstecher auf den Müßighof mehrere Zwecke: Der Besuch sollte einen Einblick vermitteln in die Organisation eines ökologisch bewirtschafteten Betriebes. In der Ukraine gibt es aktuell keine Ökobetriebe. Auch ,die soziale Landwirtschaft, also die Integration von Menschen mit Behinderung in den landwirtschaftlichen Arbeitsablauf, ist für die Ukraine absolutes Neuland. Sehr gut demonstrieren lassen sich am Müßighof auch die Möglichkeiten der Direkt- und Regionalvermarktung zur Generierung einer höheren Wertschöpfung aus landwirtschaftlichen Produkten.
Der Besuch war für die Besuchergruppe nach eigenen Aussagen sehr anschaulich und wertvoll. Besonders die Tatsache, dass sich der landwirtschaftliche Betriebsleiter, Albert Strobl, selbst so viel Zeit nahm, um die Gäste zu führen, war offensichtlich ungewöhnlich für die Agrarexperten und wurde ausdrücklich wertgeschätzt.